URLAUB à la RÜGEN Oktober - November 2024
36 | Ostseebad Binz & die Granitz Anzeigenspezial © FotoArt Mirko Boy / www.ruegenfotos.de Prora, der Koloss von Rügen zwischen Neu Mukran und dem Ostseebad Binz, erfindet sich gerade neu. Aus dem einst unvollendeten Nazi-Seebad, das später zu einem der größten NVA-Standorte der DDR wurde, entsteht zurzeit eine luxuriöse Anlage mit Eigentumswohnungen und Ferienappartements. Die Jugendherberge Prora und verschiedene Hotels ergänzen die Übernachtungs- möglichkeiten. Die meisten Bewohner sind schon ein- gezogen, mit einem der schönsten Badestrände Rügens direkt vor der Haustür. Prora belebt sich, die Kombinati- on aus Geschichte und Moderne hat ihren ganz eigenen Reiz. Auf 4,5 km präsentiert sich Prora dem Besucher mit seinem abwechslungsreichen Angebot und seiner einzigartigen Architektur. Ob zu Fuß, per Fahrrad, bei einer Segway-Tour oder gemütlich mit dem Naturerbe- Prora-Express (s.S. unten), von den sanierten Bauten im Süden bis zu den nördlichen Ruinen ist hier für jeden was dabei. Geschäfte sowie verschiedene Cafés und Bistros entlang der Anlage laden zwischendurch im- mer wieder zum Verweilen und Kaufen ein. Auch beim Promenieren von Binz aus, mit Blick aufs Meer, erreicht man inzwischen bequem den ersten Abschnitt des Komplexes. Wer lieber das große Ganze im Blick haben möchte, dem liegt Prora vom 40 m hohen Baumwipfel- pfad des Naturerbe Zentrums aus zu Füßen (s. S. 88). Wem der Sinn eher nach sportlicher Herausforderung steht, ist hier genau richtig. Versteckte Caches, see- und landseitig der Anlage, machen zudem Lust auf eine Schnitzeljagd per GPS. Insgesamt fünf solcher KdF-Seebäder waren entlang der Küste zwischen Timmendorfer Strand und Ostpreußen geplant. Prora ist der „Prototyp“. EIN TAG IN PRORA STRAND UND MEE(H)R Große und kleine Tüftler können in der Galileo Wissenswelt (s.S. 3) ihr Geschick testen. Wer mehr zur wechselvollen Geschichte Proras erfahren will, der wird in der Ausstellung des Dokumentationszentrums (s. S. 37) fündig. Geführte Geländerundgänge, Filmvorführungen und wechselnde Sonderausstellungen runden das Angebot ab. Bis heute ist Prora eines der monumentalsten Zeugnisse unserer Zeit. Auf knapp 4,5 km Länge ballen sich über 8 Jahrzehnte abwechslungsreicher Bau- und Nutzungsgeschichte, zwei politische Systeme haben hier ihre Spuren hinterlassen. Doch fangen wir am Anfang an: In der NS-Zeit soll Prora ein großes Seebad für 20.000 Urlauber werden. Damals heißt die Anlage noch „Kraft-durch-Freude-Seebad Rügen“, der Name „Prora“ hat sich erst später etabliert, als aus den un- fertigen KdF-Bauten einer der größten Militärstandorte der DDR wird. Der Entwurf für das Seebad stammt vornehm- lich vom Architekten Clemens Klotz. Acht Bettenhäuser – die heutigen Blöcke – sind in erster Reihe am Strand vor- gesehen, dazwischen ein zentraler Festplatz mit Kaianlage. Der 5 km lange Komplex soll dem deutschen Arbeiter zu günstigen Preisen die „wahre Erholung“ verschaffen und ihn „nervenstark“ für den kommenden Krieg machen. RUNDFAHRT NATURERBE ZENTRUM RÜGEN (BAUM- WIPFELPFAD) · MUSEUMSMEILE (KDF-BAD PRORA) Für Ihren „Tag in Prora“ brauchen Sie heute kein Auto! Der Prora Ex- press startet alle 90 Minuten von der Seebrücke Binz und ist als HopOn HopOff Rundfahrt konzipiert. Sie können Ihre Tour also jederzeit un- terbrechen, wenn Sie an einem der Standorte länger verweilen möchte. Er- leben Sie den Baumwipfelpfad und das KdF-Bad Prora mit Museums- meile. Ein Abstecher zum Strand oder den Sandskulpturen ist zeitlich auch noch drin. (Sie können auch von Prora Richtung Binz starten.) FAHRPLÄNE & INFOS online unter www.ruegen-bahnen.de Prora-Express FAHRPREISE Erwachsene: 12,50 Euro Kinder (5 - 11 J.): 5,00 Euro Kind bis 4 Jahre: frei Tickets erhalten Sie beim Fahrer. Bei zwei erw. Vollzahlern Kinderrabatt: 2,50 € Der Startschuss fällt am 02. Mai 1936 mit der Grundsteinlegung, der Grundstein ist allerdings bis heute verschollen. Nach den Feierlichkeiten wird die Baustelle eingerichtet, auch die Bahnstrecke Lietzow-Binz mit Haltestellen in Prora stammt aus dieser Zeit. Ab 1938 nehmen die Bauten dann nach und nach Gestalt an, das Seebad wird zu einer der Großbaustellen im Dritten Reich. Die Propagan- da läuft auf Hochtouren. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges tritt auch auf Rügen zügig der Baustopp ein. Mensch und Material werden für den Krieg ge- braucht, die Rohbauten sollen nach dem verspro- chenen „Endsieg“ fertiggestellt werden. Zum Teil schon fertige Angestelltensiedlungen werden zu Ausbildungsquartieren, das Areal für „kriegswichti- ge Zwecke“ genutzt. Doch der Kriegsverlauf ändert auch die Pläne für Prora. Mit Kriegsende gehört Rügen zur Sowjetischen Besatzungszone, die Rohbauten werden zu begehr- ten Baustoffquellen, auch für die Bevölkerung. Der ursprünglich südlichste Block, in direkter Nachbar- schaft zu Binz, verschwindet in dieser Zeit vollständig.
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